Seit Evi ihren kleinen Sohn Maxi zur Welt gebracht hat, fühlt sie sich ständig krank. Sie kann sich das einfach nicht erklären. „Ich war so glücklich endlich Mutter zu sein, doch mir ging es körperlich sehr schlecht. Mein Nacken und Rücken taten sehr weh, meine Hände juckten und ich war unendlich müde“, erinnert sich Evi. Die Blutwerte geben keinen Aufschluss und die Ärzte schicken sie wieder Heim. Sie sei doch noch jung und bilde sich die Schmerzen nur ein.
Doch dann taucht ein Knoten am Hals auf – eine Zyste. Und sie ist hartnäckig. Egal wie oft die Ärzte die Zyste punktieren, sie kommt zurück. Letztendlich muss sie operativ entfernt werden. Auch danach geht es Evi nicht besser. Im Gegenteil, denn jetzt kommen noch Schmerzen und Schwellungen unter der frischen Narbe am Hals hinzu.
Es ist Krebs
Evis Beschwerden begleiten sie zwei Jahre lang und sie findet keinen Arzt, der ihr helfen kann. Sie ist verzweifelt, denn sie ist sicher: “Ich bilde mir die Schmerzen nicht ein!” Die junge Mutter findet endlich einen neuen Arzt, der sie mehrmals untersucht und die schmerzende Stelle am Hals erneut punktiert. Er findet zwar ebenfalls keinen eindeutigen Befund, ist aber alarmiert und empfiehlt eine operative Entfernung des schmerzenden Gewebes.
Die erlösende Operation verläuft zunächst gut. Doch dann ändert sich die Stimmung schlagartig. „Ich lag noch im Krankenbett, als ein Arzt nach dem anderen wortlos in mein Zimmer kam, meine Akte las und wieder verschwand.“ Evi merkt sofort, dass etwas nicht stimmt. Es folgen weitere Untersuchungen. Dann steht es fest: Sie hat sich die Schmerzen nie eingebildet. Evi hat ein B-Zell-Lymphom.
„Nach der Diagnose war ich wie in Watte gehüllt und habe nichts mehr unter meinen Füßen gespürt.“
Evi, Blutkrebspatientin
Was wird aus meinem Sohn?
Jetzt muss alles schnell gehen. Von der Krebsdiagnose bis zum Behandlungsplan vergehen nur wenige Minuten. Evi steht unter Schock. „Krebs hieß für mich sterben. So hatte ich das abgespeichert.“
Ihre ersten klaren Gedanken gelten ihrem kleinen Sohn Maxi. Was soll jetzt aus ihm werden? Eine Arzthelferin versucht Evi zu beruhigen: „Sie müssen sofort mit der Chemo starten, dann wird alles gut und Sie können noch mehrere Jahre mit Ihrem Kind verbringen.“ Evi fühlt sich nicht beruhigt. Wie viele Jahre sind ‚mehrere‘? Sie hat große Angst. „Ab dem Moment der Diagnose hatte ich Angst davor, allein zu sein. Vor allem mit meinen Gedanken.“
Zurück zur Familie
Evi findet Halt bei ihrer Familie. Um ihr Leben mit Maxi und die kommende Chemotherapie zu bewältigen, ziehen die beiden zurück in Evis Elternhaus. Eine große Veränderung: von der Metropole zurück in die Kleinstadt. „Ich habe mich vollkommen planlos gefühlt. Ich weiß bis heute noch nicht, ob ich zurück in die Stadt ziehen oder lieber hierbleiben soll.“
Die Chemotherapie beginnt
Evi ist froh, dass sie ihren Kleinen bei den eigenen Eltern gut versorgt weiß. Der erste Zyklus der Chemotherapie beginnt. Evi verbringt sechs Tage in der Klinik und ist zum ersten Mal von ihrem Sohn getrennt. „Das war das Schlimmste für mich. Seit seiner Geburt vor drei Jahren haben wir jeden Tag gemeinsam verbracht.“ Doch nicht nur die emotionale Belastung ist hoch, Evi verträgt die Chemotherapie sehr schlecht. Sie verliert in kurzer Zeit zehn Kilo Gewicht und wird besorgniserregend dünn. Um sich vor jeglicher Ansteckung zu schützen, muss sie sich von ihrem Kind fernhalten. „Ich durfte Maxi nicht mehr von der Kita abholen und musste allein schlafen. Jeden körperlichen Kontakt zu meinem Kind haben wir reduziert. Das hat mir das Herz gebrochen.“
Den Krebs kindgerecht erklären
Eine weitere Frage treibt Evi um. „Wie sage ich meinem Kleinkind, dass die Mama sehr krank ist?“ Für Evi steht der Schutz ihres Sohnes an erster Stelle. „Ich wollte ihn vor der Verurteilung anderer Kinder schützen. Kaum jemand weiß, dass ich Krebs hatte. Ich wollte das Mitleid und die Angst bei den Leuten nicht sehen.“ Also sagt sie ihm vorerst nichts.
Einen guten Denkanstoß bekam sie von ihrer Zimmernachbarin während des zweiten Chemotherapie-Zyklus. „Man muss immer ehrlich zu den Kindern sein.“ Evi nimmt sich diesen Satz zu Herzen. Als sie merkt, dass ihre Haare ausfallen, ist es Zeit. Sie nimmt ihren Sohn zur Seite und erklärt ihm kindgerecht, was los ist. Maxi sucht für seine Mama eine rosafarbene Mütze aus, die Evi lange Zeit tragen wird. „Er hat mich nie mit Glatze gesehen.“
Die Chemotherapie ist überstanden und das Lymphom verschwunden. Evi ist „geheilt“. Doch Gliederschmerzen, Müdigkeit und Erschöpfung bleiben. Ein Jahr lang konnte Evi kaum an Gewicht zunehmen. An die Rückkehr in den Job und Alltag ist nicht einmal zu denken. Evi lebt mit ihrem Sohn weiterhin bei den Eltern. Finanziell abhängig von der Familie. Was ihr half, war die Reha. Fast anderthalb Jahre hatte sie auf den Platz gewartet. Dort lernt sie, wie wichtig Sport für ihren schwachen Körper ist. Sie kommt langsam wieder zu Kräften.
Unterstützung, die ankommt.
In der Reha wird Evi auf die Einzelfallhilfe der Stiftung Deutsche Leukämie-& Lymphom-Hilfe hingewiesen: 500 Euro Soforthilfe, die schnell beantragt und ohne Zweckbindung eingesetzt werden kann. Evi hat das Geld sehr geholfen. Sie hat davon den Jahresbeitrag für ein Yogastudio bezahlt und auch für das Busticket ist gesorgt. Der Sport hilft ihr. Ohne unsere Förderung wäre kein Geld dafür übrig gewesen.
Unsere Einzelfallhilfe hat schon über 190 Menschen wie Evi mit insgesamt über 120.000 Euro geholfen. Menschen, die wegen der Blutkrebserkrankung nicht mehr in das „alte Leben“ zurückkehren können.
Jede Spende hilft.
Sie sind selbst an Blutkrebs erkrankt und möchten unsere finanzielle Einzelfallhilfe beantragen? Wir sind gerne für Sie da!