Jessica Stoltze: Frau D., was haben Sie gedacht, als Sie erfahren haben, dass Sie an einem Burkitt-Lymphom erkrankt sind?
Natalie D.: Ich habe mich gefühlt, als würde mir jemand den Boden unter den Füßen wegreißen. Ich bin gefallen und gefallen, aber nicht aufgekommen. Ich konnte nicht glauben, dass mir so etwas passiert. Ich befand mich in einer Schocksituation und mein erster Gedanke war: Ich kann sterben. Ich hatte große Angst, diese Angst habe ich noch nie zuvor spüren können. Meine größte Angst war dabei, meine Familie und meinen Freund zurücklassen zu müssen. Ich wusste, dass das Lymphom sehr aggressiv und schnell wachsend war und dass ich schnell entscheiden musste, damit ich die Chance habe zu überleben. Ab diesem Moment haben die Ärzte direkt mit der Behandlung begonnen. Und ich wusste, dass ich sehr stark sein und kämpfen muss.
Zu den Personen
Natalie D.
30 Jahre, Einzelhandelskauffrau, Burkitt-Lymphom
Jessica Stoltze
Mitglied im Vorstand
Jessica Stoltze: Wurden Sie nach der Diagnosestellung über das Thema „Kinderwunsch“ von Ihren Ärzten aufgeklärt?
Natalie D.: Ja, die Ärzte klärten mich in einem Gespräch über die verschiedenen Methoden, wie die Entnahme von Eierstockgewebe und Eizellentnahme auf. Sie sagten auch, dass eine hohe Wahrscheinlichkeit besteht unfruchtbar zu werden, da ich eine sehr starke Chemotherapie bekäme.
Jessica Stoltze: Wie haben Sie sich bei dem Gedanken daran, keine Kinder mehr bekommen zu können, gefühlt?
Natalie D.: Es war sehr schlimm für mich, da ich einen sehr starken Kinderwunsch habe. Zu dem Zeitpunkt war zwar nichts geplant, aber ich lebe mit meinem Partner schon seit 7 Jahren zusammen und irgendwann wollen wir Kinder haben. Deshalb habe ich mich entschieden erst zwei Wochen später mit der Therapie anzufangen. So konnten meine Eizellen vorher noch entnommen werden. Wenn ich jetzt zurückblicke, habe ich mein Leben riskiert, um meinen Kinderwunsch zu erhalten. Ich würde es dennoch genauso nochmal machen.
Jessica Stoltze: Wie hat Ihr Freund auf die Situation reagiert?
Natalie D.: Er war im ersten Moment natürlich auch geschockt, aber im zweiten Moment hat er direkt gesagt, dass wir das schaffen! Mein Freund hat einen starken Charakter und er ist sehr positiv eingestellt, er war wunderbar und hat mich in dieser schweren Zeit unterstützt, wo er konnte.
Jessica Stoltze: Wo haben Sie die Maßnahmen durchführen lassen?
Natalie D.: In der Kinderwunschklinik „novum“ in Essen. Das Ganze war sehr kostenaufwendig, innerhalb zwei Wochen haben wir 5.000 € zahlen müssen, da die Krankenkasse keine Kosten übernehmen wollte.
Jessica Stoltze: Wie haben Sie die Durchführung dann finanziert?
Natalie D.: Durch unser Erspartes und teilweise durch Hilfe unserer Familie. Hätten mein Freund und ich nichts an Rücklagen gehabt, hätten wir diesen Eingriff nicht vornehmen lassen können! Also gehörte etwas Glück auch dazu.
Jessica Stoltze: Hätte es eine alternative Lösung zur Finanzierung gegeben?
Natalie D.: Nein.
Jessica Stoltze: Wie finanzieren Sie die jährlichen Lagerungskosten und welche Kosten entstehen, wenn Sie dann die Eizellen/ das Gewebe brauchen, um Kinder zu bekommen?
Natalie D.: Meine Eltern übernehmen momentan die Kosten. Um ehrlich zu sein, weiß ich nicht so genau, was dann bei einem konkreten Kinderwunsch auf uns zukommen wird. Aber ich weiß, dass es auch nicht günstig ist.
Jessica Stoltze: Würden Sie rückblickend die gleiche Entscheidung treffen?
Natalie D.: Definitiv! Ich würde es genauso nochmal machen und natürlich auch nur, wenn ich die finanziellen Mittel auf Anhieb irgendwie aufbringen kann.
Jessica Stoltze: Wie sind Sie auf das Unterstützungsangebot unserer Stiftung aufmerksam geworden?
Natalie D.: Meine Schwester ist eines Tages durch Online-News auf Ihre neuen Maßnahmen zur Fruchtbarkeitserhaltung und Ihre Homepage gestoßen. Sie hat mich dazu animiert Euch zu schreiben. Da ich mich in einer Ausbildung befand und mein Freund zu dem Zeitpunkt noch Student war, hatten wir natürlich nicht viel Geld. Also habe ich mich getraut, Euch anzuschreiben – mit Erfolg.
Jessica Stoltze: Sollten Ihrer Meinung nach, die Maßnahmen von den Krankenkassen übernommen werden?
Natalie D.: Es ist erschreckend, dass man von der Krankenkasse KEINE finanzielle Unterstützung bekommt. Ich hatte Glück, das wir das Geld gerade so zusammen bekommen haben. Aber wenn ich daran denke, dass andere nicht diese Möglichkeit haben, bin ich unendlich traurig, denn leider gibt es sehr viele junge Menschen mit dieser Krebserkrankung und so wird ihnen die Hoffnung und Aussicht auf ein normales Leben genommen. Ich bin unendlich dankbar für die Stiftung und finde, dass viele Menschen hiervon erfahren sollten.
Meine Antwort zur Krankenkasse: Natürlich bin ich dafür, dass die Kosten von den Krankenkassen übernommen werden sollten (wenigstens einen Teil).